Frankreich empört sich, wenn ein Muslim die Annullierung seiner Ehe einklagt, weil die Braut keine Jungfrau ist. Spannung herrscht auch in Grossbritannien mit seiner stark gemischten Gesellschaft: Erzbischof von Canterbury will Scharia in Europa, titelt ein Blatt. Umgekehrt will in der Schweiz eine Volksinitiative den Bau von Minaretten verbieten. Das Recht spiegelt Identität und Bedürfnisse der Gesellschaft. Doch welches Recht gilt in einer Gesellschaft, die nicht mehr so einheitlich ist wie früher: Sollen bzw. dürfen Gesetzgeber und Richter den kulturellen Unterschieden Rechnung tragen? Haben religiöse oder ethnische Gruppen Anspruch auf eigenes Recht? Kann es Pluralität nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Recht geben? Und wo verläuft - beispielsweise um das Wohl eines Kindes zu sichern - die Grenze zwischen dem was der Staat öffentlich regeln soll, und dem, was Familien gemäss ihrer kulturellen Tradition privat regeln dürfen? Andrea Büchler vergleicht an der Universität Zürich das Familienrecht in westlichen und islamischen Gesellschaften, sie ist zu Gast bei Roger de Weck.